Gedanken zum Einsatztraining

Ich habe mal wieder ein Mantrailing- Buch gelesen (ich werde verschweigen, welches es war). Ein grottenschlechtes Buch. Mit sehr vielen Märchengeschichten über unsere Wunderhunde, die nach 3 Wochen noch in der Lage wären, einer Spur zu folgen. Aber das soll nicht das Thema sein, denn alles Schlechte hat auch etwas Gutes: Eine Passage in diesem Buch hat mich dazu veranlasst, mir Gedanken über unsere aktuelle Trainingsweise zu machen.

Hierzu stellte ich mir die Frage: Von welchen Orten sind vermisste Menschen in den meisten Fällen abgängig? Was meint ihr?
Ich habe hierzu im Internet recherchiert, und mir sehr viele Vermisstenanzeigen aus den letzten Jahren durchgelesen. Deutlich zu erkennen: Die meisten Menschen verschwinden aus Senioren- oder Pflegeheimen, Wohneinrichtungen, vom Wohnort, vom Spielplatz, Kindergarten, Parkplätzen, Rasthöfen, Schulen, vom Arbeitsplatz, usw…
All diese Plätze haben (meistens) etwas gemeinsam: Sie befinden sich im städtischen Gebiet- wir nennen es „urban“. Damit ist gemeint, dass es im Umfeld dieser Orte meistens viele versiegelte und bebaute Flächen gibt, wie z.B. Teer (Straßen und Parkplätze), Pflaster, Beton, Mauern, etc.

Ihr fragt euch jetzt sicher: Was will sie damit sagen?
Das ist schnell erklärt. Wir haben bisher mit unseren Hunden sehr viel im „Grünen“ trainiert, sprich im Wald, auf Wiesen, und Feldern, in Parkanlagen. Das hat auch durchaus so seine Berechtigung, denn man kann nunmal mit einem unerfahrenen Team nicht in der Innenstadt trainieren, es würde Mensch und Hund nur überfordern. Der Hund muss erst lernen, mit den „harten“ Untergründen umzugehen, denn er kann auf diesen Flächen keinem durchgehenden Trail mehr folgen- er muss puzzeln. Gleichzeitig muss der Mensch lernen zu erkennen, was der Hund ihm zeigt- denn er wird anders arbeiten, als der Hundeführer es von seinem tierischen Partner gewöhnt ist. Hierzu schreibe ich in einem anderen Blog mehr.

Einige unserer Mensch- Hund- Teams sind nun aber schon so erfahren, dass sie auch in urbanem Gelände wissen, wie sie einer Spur folgen können.
Was ist nun die Schlussfolgerung aus diesen Gedanken? Wenn wir vermisste Menschen finden wollen, müssen wir zukünftig genau dort trainieren, wo wir alarmiert werden- in der Innenstadt, an viel befahrenen Straßen, an großen Kreuzungen, auf weitläufigen Plätzen… Eben genau dort, wo wir bisher nicht oder wenig trainiert haben, aus Angst vor Autos oder vielen Menschen. Es ist an der Zeit, sich für diese Orte Strategien zu erarbeiten, wie man auch dort relativ gelassen mit seinem Hund arbeiten kann, ohne Angst haben zu müssen, dass der Hund überfahren oder von Fußgängern bedrängt wird.

Abschließend möchte noch eine Warnung aussprechen: Verheizt eure Hunde nicht von Beginn an auf harten, versiegelten Untergründen! Es macht sehr viel Sinn, vor Allem mit Anfängern sehr oft auf weichen Böden (sprich im Wald) zu trainieren, denn dort ist es sehr viel einfacher. Erst, wenn es in diesen viel bewachsenen Geländen gut funktioniert, könnt ihr euch langsam und schrittweise an das urbane Arbeiten herantasten.

Fakt ist trotzdem, dass wir in Zukunft mit den erfahrenen Teams verstärkt im städtischen Gebiet trainieren werden. Auch deshalb, um eine „Routine“ zu entwickeln im Umgang mit dem Straßenverkehr, mit vielen Menschen, Fahrradfahrern, und dergleichen. Wir werden an Altenheimen, Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern trainieren- eben genau dort, wo wir sehr wahrscheinlich eine Vermisstensuche beginnen werden.