Trailen kann man nur mit Jagdhunden! So ein Blödsinn!

Bei diesem Thema scheiden sich wohl die Geister. Sehr oft habe ich gelesen, dass Mantrailing- „Experten“ die Arbeit mit Angst- oder Tierschutzhunden unterlassen, mit der Begründung, sie seien nicht wesensfest und würden sich deshalb nicht für die Rettungshundearbeit eignen. Denn am besten trailt man mit dem Bloodhound- der wohl das Non plus Ultra unter den Hunderassen zu sein scheint. Alternativ kann auch noch mit sämtlichen Jagdhunderassen arbeiten, wie Pointer, Schweißhunde, Stöberer etc.
Dem möchte ich hier vehement widersprechen! Aus dem einfachen Grund, dass mich die Realität Anderes gelehrt hat. In meiner Staffel trainieren aktuell 23 Mensch-Hund-Teams. Davon sind gerade einmal VIER reinrassige Jagdhunde. Somit könnte ich laut einigen Aussagen von sogenannten Experten einpacken und sofort mit meiner Arbeit aufhören.

Tatsache ist, dass wir sehr viele Hütehunde und Mischlinge aus dem Tierschutz in unserer Staffel haben. Man glaubt es kaum, aber auch diese Hunde sind Hunde, haben eine Nase, und wissen diese durchaus einzusetzen! Viele davon sind sogar wahnsinnig talentiert und haben im Mantrailing ihre Passion gefunden.
Wer sich also hinstellt, und behauptet, dass nur ausgewählte Rassen zum Trailen geeignet sind, dem unterstelle ich schlicht und ergreifend Bequemlichkeit oder Unwissenheit. Außerdem sollten diese Leute über Folgendes nachdenken: Mantrailing ist nichts anderes als Jagen! Wir „jagen“ nur eben kein Wild, sondern vermisste Menschen, und das auch noch im Team- und obendrauf gibt es sogar eine riesige Party mit Belohnung, wenn man erfolgreich war. Jetzt verratet mir bitte, welcher Hund da nicht motiviert und mit Feuereifer bei der Sache wäre (Klar- Ausnahmen bestätigen immer die Regel)! Denn wer kennt sie nicht, die Australian Shepherds, Border Collies, Schäferhunde usw., die es Null Komma Null interessiert, wenn ein Reh oder Hase an ihnen vorbei hüpft… Somit ist hier alles gesagt.

Was Mantrailing mit Angsthunden macht
Zwei unserer Trail- Hunde wurden mir als Angsthunde aus dem Tierschutz angekündigt, mit der üblichen Problematik: Angst vor Allem und Jedem, stehen permanent unter Stress, hecheln, zeigen Meideverhalten und so weiter.
Was soll ich sagen- beide Hunde arbeiten mittlerweile mit Feuereifer, fühlen sich wohl, gehen zu fremden Versteckpersonen und freuen sich riesig über ihren Erfolg.
Dass es leicht ist, mit solchen Hunden zu arbeiten, habe ich nicht gesagt! Es erfordert Geduld, sehr viel Fingerspitzengefühl und eine „hündische“ Denkweise, und zwar nicht nur vom Trainer, sondern auch vom Hundeführer. Wer das akzepiert, und auch mal einen Rückschlag verkraften kann ohne gleich aufzugeben, kann mit solch einem Hund so wahnsinnig viel erreichen.
Da Hunde ab einem bestimmten Zeitpunkt „generalisieren“, lernen sie durch das Mantrailing, dass Fremde generell gar nicht so schlimm sind- denn man bekommt ja meistens tolle Leckerlis von ihnen. Ein weiterer positiver Aspekt ist die stark wachsende Bindung zwischen Mensch und Hund, weil es Teamwork ist. Mensch und Hund arbeiten auf Augenhöhe miteinander zusammen. Der Hund lernt so, seinem Menschen immer mehr zu vertrauen und gewinnt an Selbstsicherheit.
Mein Herz hüpft jedes Mal vor Freude, wenn ich den nächsten kleinen Erfolg bei meinen „Angsthunden“ beobachten kann.

Zusammenfassend kann man also sagen: Prinzipiell eignet sich absolut JEDER Hund für die Personensuche, wenn er daran Spaß hat (und mir ist noch kein Hund begegnet, der an der Suche keinen Spaß hat)! Einzig bei den Zwergrassen (z.B. Chihuahua, Prager Rattler, Teacuphunde und Co…) muss man etwas anmerken: Bei diesen „Mini-Hunden“ ist leider alles „Mini“- nicht nur die Beine sind wahnsinnig kurz, auch die Riechschleimhaut ist durch Züchtung im Verhältnis deutlich kleiner. Aus Spaß an der Freude kann man theoretisch auch mit diesen Hunden trailen, denn auch deren Mini- Nasen sind noch um Längen besser als die von uns Menschen. Nur im Einsatz macht es tatsächlich wenig Sinn- aus offensichtlichen und eben genannten Gründen.