Kreuzungsarbeit richtig aufbauen

Folgende Situation kennt sicher jeder von euch: Ihr arbeitet mit eurem Hund einen Trail mit ordentlich Liegedauer, am besten urban. An jeder Kreuzung, die ihr passiert, zeigt euch der Hund auf der Stelle und astrein, ohne jeglichen Zweifel, den richtigen Abzweig an. Ihr braucht eurem Hund einfach nur „blind“ zu folgen, er hat sowieso immer Recht. Genau so läuft es… NICHT!!! (Falls doch, dann gratuliere ich euch zu eurem Wunderhund!)

Für die meisten Mensch-Hund-Teams ist die Kreuzungsarbeit eine echte Herausforderung: Man muss mit allen Sinnen bei der Sache sein, sprich- Headpops RICHTIG erkennen, den 1. Impuls RICHTIG erkennen und merken, auf das richtige Leinenhandling achten, nicht zu schnell in die Kreuzung gehen, Gelände, Wind und Wetterverhältnisse beachten- und das alles auf einmal. Weil ich im Training immer wieder merke, wie schwierig es für den Menschen ist, die Signale des Hundes richtig zu verstehen, möchte ich hier erklären, wie wir unsere Kreuzungsarbeit im Training aufbauen.

Zuerst suchen wir uns ein Gebiet mit weichem Untergrund und vielen „Productive Sources“, also Stellen, wo sich viel Geruch halten kann. Am besten eignet sich ein Wald- Rückeweg, der an den Rändern gut bewachsen ist und weichen Waldboden als Untergrund hat. Das Ganze sollte man zuerst in einer T- Kreuzung üben- ähnlich, wie auf dem Bild zu sehen ist. Man schickt eine Person ca. 50 Meter vor dem Abzweig los. An der Stelle, an der die Person abbiegt, soll sie sich kurz schütteln, um verstärkt Geruchspartikel zu hinterlassen. Dann geht die VP weitere 30-50 Meter und versteckt sich. So ist es für den Hund leichter, sich mit dem Abzweig auseinanderzusetzen.
Funktioniert das einwandfrei, kann man das Ganze an einer echten Kreuzung mit drei Möglichkeiten üben. Als nächstes wird der Untergrund gewechselt, z.B. könnte man einen Schotterweg nutzen mit viel Grün am Rand. So werden Schritt für Schritt die Schwierigkeiten gesteigert.


Den ersten Impuls erkennen
Wenn der Hund in die Kreuzung kommt, hat er meistens eine erste Tendenz, in die er gehen möchte- den ersten Impuls. Es ist die erste mögliche Richtung, die die vermisste Person eingeschlagen haben könnte. Die meisten erfahrenen Hunde biegen in diesen ersten Impuls ab, gehen einige Meter- und drehen wieder um, um die anderen Optionen kurz zu prüfen. Danach biegen sie erneut in diesen ersten Impuls ab. Doch Vorsicht- diese erste wahrscheinliche Richtung, die der Hund einschlägt, unterliegt den Faktoren Gelände und Wetter, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen (z.B. Wind, starke Sonne, Hanglage…)!

10 Meter Leine und 10 Meter Mensch!
Diesen Spruch hören alle meine Hundeführer zuhauf- auch ich habe ihn mir unendlich oft anhören müssen. Er hilft ungemein, Kreuzungen strategisch auszuarbeiten, wenn man keinen Ansatzpunkt hat und bedeutet Folgendes:
Erreicht man mit seinem Hund die Kreuzung, überprüft man zuerst den „ersten Impuls“- und zwar geht der Hund mindestens 10 Meter in diesen Abzweig, und zusätzlich der Mensch auch mindestens 10 Meter. So ist sichergestellt, dass der Abzweig ausreichend ausgearbeitet ist. Zeigt der Hund kein Negativ (schließt aus), werden nacheinander die anderen Optionen auf dieselbe Weise abgeprüft. Gut ausgebildete Hunde zeigen in den Abzweigen, in denen sie keinen Geruch finden, Negativ/ schließen aus.

Jede Kreuzung ist wie ein neuer Start!
Kreuzungen sind zu behandeln, als wäre es der Start des Trails- sprich: Kommt man auf eine Kreuzung zu, sollte man sein Tempo deutlich verlangsamen und gegebenenfalls sogar komplett stehen bleiben- eben genau wie am Start- und beobachten, welche Tendenz der Hund zeigt. Dafür sollte man sich bewusst genügend Zeit nehmen. Auch, wenn die Zeit im Einsatz drängt, hier lohnt es sich, denn man minimiert so die Fehlerquote ungemein.

Besonderheit: Urbane Straßen- Kreuzung
Befahrene Kreuzungen sind tückisch. Hier reicht es nicht, sich einfach in die Kreuzung zu stellen (geht ja auch gar nicht, wegen der Autos) und zu gucken, was der Hund vorhat. Es reicht auch nicht, in jeden Abzweig 10 Meter Leine plus 10 Meter Mensch hineinzugehen, denn solche Kreuzungen haben meistens Gehwege, auf beiden Seiten der Straße. Zu bedenken gebe ich auch noch, dass man hier in jedem Fall Flanker braucht, die den Hund absichern. Auch die Leinenlänge sollte deutlich reduziert werden, damit man den Hund rechtzeitig davon abhalten kann, auf die Straße zu rennen- dennoch braucht er genügend Platz zum Ausarbeiten.
Beginnen wir mit der Kreuzungsarbeit, sollte man auf jeden Fall um Einiges weiter als nur die 20 Meter in einen Abzweig hinein gehen- und zwar auf beiden Seiten der Straße! Warum? Weil durch die Autos die Luft ständig verwirbelt wird, und sich der Wind zusätzlich an den Hausecken bricht und ebenfalls verwirbelt. Somit ist die urbane Kreuzungsarbeit ein echtes Dilemma für den Hund.

Dies ist eine Kurzfassung meiner Gedanken zu diesem Thema- ich könnte ganze Bücher damit füllen. Ist doch eigentlich ganz leicht, oder? 😉 Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren!