Es gibt heutzutage auf dem Markt jede Menge verschiedene Schleppleinen- aus Biothane, aus Nylon, aus Paracord, 5 Meter, 8 Meter, 10 Meter, 15 Meter, runde Leinen, kantige Leinen, dicke, dünne, und noch vieles mehr.
Jeder, der trailt, hat seine Philosophie, weshalb eine bestimmte Leinenlänge bzw. ein spezielles Material bevorzugt wird.
Warum für mich nur eine Leine aus Fettleder mit einer Länge von 10 Metern in Frage kommt, möchte ich euch erklären.
Beginnen wir beim Material:
Leder ist ein sehr natürliches und robustes Material. Es ist geschmeidig, es gibt nach, es ist griffig- und fühlt sich einfach gut an. Die Leine ist die „Nabelschnur“ zu unserem Hund. Das bedeutet, dass gewisse Informationen über die Leine von Hund zu Hundeführer übermittelt werden, wie z.B. Richtungswechsel, Alarme, Negativ usw.
Man soll diese Dinge nicht nur am Hund sehen, sondern eben auch „fühlen“- und das Gefühl kommt bei einer Lederleine einfach deutlich besser an als bei einer Leine aus Biothane, denn diese ist starr und „künstlich“.
Ein weiterer Aspekt ist der „Grip“.
Ich trage beim Trailen immer Handschuhe, denn eine Lederleine durch die Handfläche gezogen zu bekommen, ist nicht gerade angenehm. So habe ich die Leine immer fest in der Hand, sie kann mir nicht „durchrutschen“. Paracord oder Biothane sind relativ glatt, man kann diese Leinen nur schwierig „blockieren“, sodass sie trotz Handschuhen durch die Handfläche gleiten. Natürlich ist dieser Faktor eher weniger relevant, wenn ich einen Jack Russel Terrier führe, als bei einem kräftigen Schäferhund- aber es fühlt sich einfach besser an.
Lederleinen sind außerdem sehr robust. Wird sie nass, hänge ich sie locker auf uns lasse sie trocknen. Danach wird sie leicht gefettet mit geeignetem Lederöl- und schon ist die Leine wie neu! Bei richtiger Pflege hält sie ein Leben lang.
Nun kommen wir zur Leinenlänge. Warum ausgerechnet 10 Meter, werdet ihr jetzt fragen- ist doch viel zu lang, um das einigermaßen zu bewerkstelligen. Die verheddert sich doch ständig.
Da muss ich widersprechen. Natürlich ist es viel leichter, den Hund mit nur 5 Metern zu führen. Aber die Frage ist doch, ob es auch sinnvoll ist.
Folgendes Szenario soll verdeutlichen, was ich meine:
Hund und Hundeführer trailen zusammen am Waldrand entlang. Der Waldrand besteht zu großen Teilen aus Büschen und Gestrüpp. Der Wind drückt die Geruchspartikelchen an diesen Waldrand, und somit auch etwas in den Wald hinein. Der Hund wird nun durch das Gestrüpp hindurch gehen wollen, um den „blown Scent“ (Luftgetragener Geruch, der vom Wind verblasen wird) zu überprüfen. Hat der Hundeführer nun maximal 5 Meter Leine zur Verfügung, ist er gezwungen, dem Hund in den Wald hinein zu folgen. Dabei wird er sich vielleicht verheddern. Der Hund schaut zurück, weil der den Ruck an der Leine gespürt hat und Sieht, dass Herrchen ihm in den Wald folgt. Nun denkt sich der Hund „alles klar, Herrchen kommt mit, wir gehen also weiter in diese Richtung“- denn genau das hat ihm der Handler mit seiner Körpersprache gesagt. Und schon hat man den Hund erfolgreich vom Trail geschoben.
Hätte der Handler in diesem Fall 10 Meter Leine zur Verfügung, sähe die Situation anders aus: Der Hund würde ebenfalls in den Wald gehen wollen, um zu überprüfen. Nur hat man jetzt den Vorteil, dass man nicht sofort hinterher rennen muss, sondern 10 Meter dafür „Zeit“ hat. Da der Hund in dieser Situation vermutlich sowieso zurück kommt, bleibt man also außen stehen und schiebt den Hund so auch nicht in eine verkehrte Richtung. Der Hund hat also genug Platz, um zu überprüfen, kommt zurück, und arbeitet direkt weiter.
Wenn man diesen Gedanken nun weiter spinnt, fallen einem sehr viele Situationen ein, in denen die längere Leine ein klarer Vorteil ist (Start, Kreuzungsarbeit, Untergrundwechsel, usw…)
Jetzt sagt ihr sicher: „Wenn es schon mit einer 5 Meter langen Leine schwierig ist, den Hund zu führen, ohne sich zu verheddern- wie soll das denn dann mit 10 Metern funktionieren?“
Ganz einfach- man muss es lernen und trainieren. Ich gebe zu, es ist eine Kunst für sich, die 10 Meter Leine zu beherrschen. Aber wenn du den richtigen Umgang damit gelernt hast und sie beherrscht, werden die Sucherfolge immens sein.
Was bei der Auswahl der richtigen Leine zu beachten ist:
Lederleinen gibt es in verschiedenen Stärken. Je breiter die Leine, desto schwerer ist sie auch. Demensprechend ist nun klar, dass ich für einen kleineren Hund keine 1,2 cm breite Leine benutzen kann- das Gewicht des Leders würde den Hund beim Arbeiten Bremsen, und man könnte keine Leinenspannung aufbauen.
Fassen wir also nochmal alle Vorteile der 10 Meter Fettlederleine zusammen:
– natürliches, geschmeidiges Material
– sehr griffig, liegt gut in der Hand
– sehr robust, hält viel aus
– der Hund hat genügend Platz zum Ausarbeiten
– der Hundeführer muss nicht sofort hinterher rennen, sondern hat Zeit, um zu reagieren.
– Man schiebt den Hund nicht aus Versehen in eine falsche Richtung
– Der Informationsaustausch über die Leine ist viel stärker
Alles, was jetzt noch zu sagen bleibt, ist Folgendes: Probiert es aus!!!
Nie wieder möchte ich mit einer anderen Leine arbeiten. Ich liebe sie einfach.