Heute möchte ich euch von einem Trainings- Trail berichten, der in unserem Staffeltraining stattgefunden hat.
Zuerst die Fakten dazu:
– Gelände mit Südhang- Lage
– Temperatur: +1°C , Sonnig, Luftfeuchtigkeit ca. 50%
– Traillänge: 380 Meter, 40 Minuten Liegedauer beim Start
– Doppelblind- nur die Versteckperson selbst kannte den Weg
– Gearbeitet haben zwei Hunde im Team, gebraucht haben sie ca. 60 Minuten
– Start: 12:15 Uhr
Zur Veranschaulichung hier ein Bild des Trails:
Jetzt werdet ihr vermutlich einige Fragen haben: Was ist denn bitte eine Konvergenzzone? Warum brauchen zwei Hunde so ewig, wenn die Person so nah ist- und dann noch mit so einer „Pippifax- Liegedauer“ von gerade mal 40 Minuten? Wieso sind sie überhaupt da oben am Hang rumgeirrt?
Das werde ich euch nun erklären.
Zunächst möchte ich euch verständlich machen, was eigentlich so schwer an diesem hangigen Gelände ist.
Wie ihr auf dem Bild auch erkennen könnt, ist der Hang in der unteren Hälfte eher weniger stark bewachsen, sodass die Mittagssonne es bis auf den Boden schafft und ihn erwärmt. Die Luft direkt über dem Boden erwärmt sich ebenfalls, und zieht hangaufwärts- denn warme Luft steigt auf.
Anders verhält es sich auf der oberen Hanghälfte. Sie ist stärker bewaldet, weshalb die Sonne es dort nicht bis auf den Boden schafft. Die Luft direkt über dem Boden ist somit kühler- und fällt hangabwärts.
So, wie sich die Luft bewegt, bewegen sich auch die volatilen, leichteren Geruchspartikel mit ihr mit (die VP ist an der unteren Hang-Hälfte entlang gegangen), während wenige andere, schwerere Teilchen am Boden liegen bleiben.
Jetzt wissen wir also: Die erwärmte Luft vom Fuß des Hanges zieht aufwärts, während die die kühlere Luft von oben hangabwärts fließt. Somit stoßen die warme und die kalte Luft an einem bestimmten Punkt aufeinander. Diese „Linie“, an der das passiert, nennt man Konvergenzzone.
Nun zu unserem Trail.
Wir starteten richtig, und gingen am Fuß des Hanges ca. 150 Meter. Dann zeigten beide Hunde eindeutig und sehr zielstrebig nach links- also gingen wir über eine Wiese hangaufwärts. Nachdem ich ja vorher erklärt habe, dass die warme Luft aufsteigt, ist nun auch klar, wieso die Hunde beide hangaufwärts gehen wollten, obwohl die VP geradeaus weitergegangen ist. Die Teilchen sind dort besonders stark nach oben gezogen, denn über der Wiese konnte sich die Luft stärker erwärmen. Dann änderten die Hunde die Richtung, als sie merkten, dass der luftgetragene Geruch abnimmt- und gingen ihm also wieder entgegen, weiter hangaufwärts.
Irgendwann standen wir oben am Waldrand. Die Hunde zeigten nun deutlich, dass sie den Faden verloren hatten, und nicht weiter wussten.
Was war passiert?
Irgendwann auf dem Weg nach oben sind wir durch die Konvergenzzone gegangen. Als wir darüber hinaus waren, wussten die Hunde nicht mehr weiter. Die warme, aufsteigende Luft wird an dieser Konvergenzzone „gestoppt“ (weil die kühle Luft von oben dagegen drückt), und fließt in eine Richtung davon (in diesem Fall auf dem Bild nach links in der Horizontalen). Deshalb haben die Hunde auch den Faden verloren, sobald wir darüber hinaus waren- denn die Teilchen konnten nicht weiter aufsteigen, sondern bewegten sich entlang der Konvergenzzone.
Also haben wir mittels Puder überprüft, wo genau sich die Zone befindet, und haben uns wieder hangabwärts bewegt, um darunter zu kommen.
Um zu verstehen, was dann passierte, hier noch ein Bild zur Veranschaulichung:
Als wir uns also wieder unterhalb der Konvergenzzone befanden, zeigten beide Hunde an, dass sie nach rechts. in Richtung der Schlucht- wollten, und wir folgten ihnen. Dann führten sie uns in der Schlucht wieder abwärts in Richtung des eigentlichen Trails.
Innerhalb der Schlucht befanden wir uns unter den wärmeren Luftschichten, die sich weiter oben horizontal über der Senke bewegten (grüne Linie). Deshalb zog auch der Geruch hier in der Schlucht entlang Richtung Weg.
Dort wieder angekommen, dockten beide Hunde wieder ein und fanden dann die VP.
Mein Fazit zu diesem Trail:
– Wäre der Trail nicht doppelblind gewesen, hätten wir niemals verstanden, was unsere Hunde tun und wieso sie es tun, denn irgendjemand, der den Weg kennt, hätte sicher an den falschen Punkten Hilfestellung gegeben. Es ist einmal mehr ein Beweis, wie wichtig doppelblindes Arbeiten ist.
– Wir hätten für dieses Gelände noch mindestens einen weiteren (sehr erfahrenen) Hund gebraucht.
– Die Hunde müssen lernen, mit solchen Situationen umzugehen- und der Handler (mindestens aber der Trainer) muss verstehen, was passiert und den Hund unterstützen, indem man unter oder über die Konvergenzzone geht, damit der Hund den Trail wiederfinden kann.
Es war ein super spannendes Training mit vielen Aha- Effekten und sehr großem Lerneffekt.
Und wieder einmal wird klar- Mantrailing ist so viel mehr, als einfach nur dem Hund hinterher zu laufen.