Glasklare Sache

Ihr kennt vielleicht folgende Situation: Am Start bekommt der Hund eine Tüte mit dem Geruchsträger über die Schnauze gezogen, damit er den Geruch aufnimmt und dann losarbeitet. Diese Bilder habe ich zuhauf in Youtube Videos, aber auch in Dokumentationen im Fernsehen usw. gesehen. Und immer habe ich dabei denselben Gedanken- Es erweckt nie den Eindruck, als hätte der Hund Freude dabei. Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, ist das ja auch eigentlich ganz logisch- oder würde es euch gefallen, wenn man euch eine Tüte über den Kopf zieht? Viele Hunde zeigten dabei sogar Meideverhalten, und somit würde ich auch meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass der Geruch tatsächlich aufgenommen wurde. Der Hund sollte interessiert am Geruchsobjekt sein, und bereitwillig dessen Geruch aufnehmen, um motiviert zu suchen.

Ein anderer Nachteil der beliebten Plastiktüten: Es findet durchaus Diffusion statt, was bedeutet, dass das Geruchsobjekt in der Tüte nicht sicher ist vor Kontamination. Wer einen Hund hat, und dessen Hinterlassenschaften mit einer Tüte entfernt, kann sich vielleicht vorstellen, was ich meine. Auch, wenn die Tüte verknotet wurde, und in eine zweiten Tüte gesteckt wird, die man auch verknotet, kann man den rosigen Duft des wohlig warmen Häufchens überdeutlich riechen. Somit ist auch klar- die Tüte oder der Zip- Beutel ist keine sichere Aufbewahrung für den kostbaren Geruchsträger. Denn wenn der Geruch heraus kann, dann kommt er sicher auch hinein. Bewahrt man die Tüte also beispielsweise in der Jackentasche auf, wird der Geruchsträger trotzdem durch andere Gerüche kontaminiert.

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Einmach- oder Marmeladengläsern gemacht. Diese halten den Geruch gut, sie diffusieren nicht, und somit ist der Geruch gut vor Kontamination geschützt. Das Glas wird am Start aufgeschraubt und auf den Boden gestellt. Der Handler geht nun mit seinem Hund zum Glas, und macht ihn darauf aufmerksam. Wenn der Hund an diese Art zu Starten gewöhnt ist, geht er bereitwillig und hoch motiviert auf das Glas zu und nimmt konzentriert den Geruch daraus auf.

Einer unserer Hunde kennt aus früheren Zeiten, als wir es nicht besser wussten, die Methode mit der Tüte, und zeigt uns -auch jetzt noch- ziemlich deutlich, was sie davon hält: Nämlich nichts. Sie zeigt im Gegensatz zu den Hunden, die nur das Glas kennen, deutliches Desinteresse am Start. Sie geht mit der Nase nur so nah wie unbedingt nötig an den Geruchsträger, und wendet sich sofort danach davon ab. Es ist sehr schwer, sie nun davon zu überzeugen, dass nichts „schlimmes“ passiert, wenn man am Glas riecht. Bei ihr hat sich das „Tüte-über-die-Nase-ziehen“ so eingebrannt, dass wir es nun wirklich schwer haben, das bereits Gelernte umzukonditionieren.

Somit ist die Sache ja „glasklar“- eine Tüte stellt kein adäquates Behältnis für einen Geruchsträger dar. Ich gebe ganz eindeutig dem Einmachglas den Vorzug.